Mussauraupenfänger nach 44 Jahren wiederentdeckt
Der Mussauraupenfänger, der seit 1979 als verschollen galt, wurde im Juni 2024 auf der Insel Mussau in Papua-Neuguinea wiederentdeckt. (© Photo by Joshua Bergmark/Ornis Birding Expeditions)

Mussauraupenfänger: Verschollene Vogelart nach 44 Jahren wiederentdeckt

Der Mussauraupenfänger (Lalage conjuncta), zuletzt 1979 dokumentiert, wurde im Juni dieses Jahres vom australischen Vogelfotografen Joshua Bergmark während einer Tour mit einer Gruppe von Vogelbeobachtern wiederentdeckt. Diese Singvogelart aus der Familie der Raupenfänger ist auf der Insel Mussau endemisch, die im Bismarck-Archipel nördlich von Papua-Neuguinea in Ozeanien liegt. Der Mussauraupenfänger steht auch auf der Liste The Search for Lost Birds, die 126 verschollene Vogelarten umfasst.

Laut re:wild dokumentierten die Vogelbeobachter insgesamt neun Mussauraupenfänger in drei Schwärmen und erstellten die ersten bekannten Foto- und Tonaufnahmen dieser seltenen, wenig erforschten Art. Die Vögel bevorzugen die höheren Bäume im dichten Wald im Zentrum der Insel, was ihre Entdeckung besonders schwierig machte.

Abholzung der Wälder als mögliche Bedrohung

Das genaue Verbreitungsgebiet des Mussauraupenfängers auf Mussau sowie seine Populationsgröße sind bisher unbekannt. Dennoch stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Art auf ihrer Roten Liste als „gefährdet“ ein, da die Wälder der Insel Mussau, in denen der Mussauraupenfänger lebt, seit den 1980er-Jahren durch Abholzung stark bedroht sind.

Die intensive Holzwirtschaft hat große Teile des ursprünglichen Primärwaldes zerstört, was die Lebensräume vieler endemischer Arten stark beeinträchtigt. Laut Global Forest Watch hat die Provinz New Ireland, zu der Mussau gehört, zwischen 2000 und 2023 etwa 7,2 Prozent ihres Primärwaldes verloren. Obwohl die neu angelegten Holzfällerwege der Vogelbeobachtungsgruppe den Zugang zum inneren Wald der Insel ermöglichten und letztlich zur Wiederentdeckung des Mussauraupenfängers führten, könnten diese Eingriffe langfristig den Lebensraum dieser und anderer Arten weiter gefährden.

Inselvögel überprüfen als Vorsichtsmaßnahme

Die Wiederentdeckung des Mussauraupenfängers unterstreicht die Notwendigkeit, Inselvögel regelmäßig zu überprüfen, insbesondere solche, die seit Jahren nicht mehr gesichtet wurden. „Wenn wir uns Satellitenbilder der Waldfläche ansehen, neigen wir dazu anzunehmen, dass es Arten wie dem Mussauraupensänger trotz fehlender jüngster Aufzeichnungen gut geht“, sagt John Mittermeier, Direktor des Search for Lost Birds-Projekts gegenüber ABC. „Aber es ist in der Tat von entscheidender Bedeutung, Inselarten wie den Mussauraupensänger zu überprüfen. Wir wissen nicht, wie ein Vogel wie dieser auf die durch Abholzung und invasive Arten verursachten Veränderungen des Lebensraums reagiert. Dass Josh und seine Gruppe den Mussauraupensänger nach so vielen Jahren gefunden und seine Anwesenheit bestätigt haben, ist eine atemberaubende Neuigkeit.“

Mittermeier erinnert in diesem Zusammenhang an das Blaustirn-Pfuhlhuhn (Gallinula silvestris) von der Insel Makira auf den Salomonen, das zuletzt 1929 dokumentiert wurde und seither als verschollen gilt. Man ging lange davon aus, dass die Art aufgrund des umfangreichen Waldbestands auf der Insel sicher sei. Tatsächlich jedoch schrumpften die Bestände rapide, und die Art konnte schließlich nicht mehr nachgewiesen werden. „Das Pfuhlhuhn habe ich immer im Kopf, wenn ich über die Bedeutung der Überprüfung von Inselvögeln nachdenke“, sagt Mittermeier. „Es sollte eine rote Fahne sein, wenn niemand eine Art seit mehr als zehn Jahren dokumentiert hat.“

Inselvögel sind aufgrund ihrer isolierten Lebensräume besonders anfällig für Umweltveränderungen, und das Fehlen regelmäßiger Dokumentationen kann ein Warnsignal für mögliche Ausrottungen sein. Die Wiederentdeckung des Mussauraupenfängers ist daher ein entscheidender Schritt, um mehr über den aktuellen Zustand dieser Art zu erfahren und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Vogelbeobachtungsgruppen als wertvolle Ressource für den Naturschutz

Die Wiederentdeckung des Mussauraupenfängers ist auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig Vogelbeobachtungsgruppen für den Naturschutz sind. Dank der Bemühungen von Experten wie Joshua Bergmark und der Beteiligung von Vogelbeobachtern auf der ganzen Welt werden Daten gesammelt, die für den Schutz bedrohter Arten von unschätzbarem Wert sind. Plattformen wie eBird, Xeno-canto und iNaturalist, auf denen Vogelbeobachtungen dokumentiert und geteilt werden können, sind für die wissenschaftliche Forschung und den Naturschutz unverzichtbar geworden. Laut einer aktuellen Studie enthalten diese Plattformen Aufzeichnungen über 98 Prozent aller Vogelarten weltweit. Die Fähigkeit von Vogelbeobachtungsunternehmen, abgelegene und schwer zugängliche Gebiete zu erreichen, trägt entscheidend dazu bei, Arten wie den Mussauraupenfänger wiederzuentdecken und ihre Lebensräume besser zu verstehen.

Organisierte Vogelbeobachtungstouren, wie sie von Ornis Birding Expeditions, dessen Mitbegründer Joshua Bergmark ist, angeboten werden, bieten die Möglichkeit, in abgelegenen Regionen seltene und bedrohte Arten zu beobachten und wichtige Daten zu sammeln. Diese Touren erlauben es nicht nur den Teilnehmern, einzigartige Beobachtungen zu machen, sondern liefern auch wertvolle Informationen für Naturschutzmaßnahmen. Die Wiederentdeckung des Mussauraupenfängers und die fortlaufende Dokumentation weiterer seltener Vogelarten zeigen, wie bedeutend die Zusammenarbeit zwischen Vogelbeobachtern und Naturschutzorganisationen für den Erhalt der Artenvielfalt ist.

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